Die Geheimnisse der KRS

Es war ein typischer Montagmorgen in der Knabenrealschule KRS in Neumarkt in der Mühlstraße. Die Schüler schlurften noch müde über den Pausenhof, als plötzlich eine durchdringende Stimme aus den Lautsprechern hallte: „Alle Schüler der siebten Klasse bitte sofort in die Aula!“ Die Stimme gehörte zur strengen Schulleiterin Frau Söllner-Gsell, die sonst nur selten eine solche Dringlichkeit in ihren Worten hatte. Etwas musste passiert sein.

Die Jungs schauten sich verdutzt an, während sie zur Aula eilten. Ganz vorne lief Leon, ein neugieriger Schüler, der immer ein offenes Ohr für Gerüchte hatte. „Hast du gehört, was da los ist?“ flüsterte er seinem Freund Max zu, als sie sich in die vorderen Reihen setzten. Max, der mit einem permanenten Grinsen unterwegs war, zuckte die Schultern. „Bestimmt haben wir alle nur vergessen, die Hausaufgaben bei Herrn Albert abzugeben.“ Die beiden lachten leise, aber in diesem Moment betrat Frau Söllner-Gsell die Bühne und alle wurden still.

„Liebe Schüler,“ begann sie mit ernster Miene. „Wir haben ein Problem in unserer Schule. Etwas Merkwürdiges geht hier vor, und ich brauche eure Hilfe, es zu lösen.“ Ein Raunen ging durch die Reihen. „Seit Tagen verschwinden Dinge – Bälle, Pausenbrote, ganze Hausaufgabenhefte. Und es gibt Hinweise darauf, dass jemand oder etwas nachts durch die Flure der KRS streift.“

Die Jungs sahen sich mit großen Augen an. Was war das denn? Eine Gruselgeschichte? Aber Frau Söllner-Gsell schien keinen Spaß zu machen. „Wir brauchen mutige Schüler, die uns helfen, herauszufinden, was hier vorgeht,“ fuhr sie fort und sah die Klasse eindringlich an.

Leon spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er liebte solche Geschichten und Abenteuer. „Ich bin dabei,“ rief er mutig. Max zögerte, nickte dann aber auch. Schließlich meldeten sich auch noch Ben und Jonas, zwei von Leons besten Freunden. Frau Söllner-Gsell nickte ihnen zu. „Gut, dann seid ihr unser Detektiv-Team. Und passt auf: Der Hausmeister Herr Lößl hat in den letzten Nächten seltsame Geräusche aus dem Keller gehört. Beginnt dort mit euren Nachforschungen.“

Nachdem die Schulleiterin die Aula verlassen hatte, liefen die vier Jungs sofort zum Hausmeister. Herr Lößl war ein sportlicher Mann, der immer einen alten Schlüsselbund am Gürtel trug und laut pfiff, wenn er über den Schulhof ging. „Na, was wollt ihr hier?“ fragte er misstrauisch, als die Jungs an seine Tür klopften.

„Wir sollen das Rätsel der verschwundenen Sachen lösen,“ sagte Leon mit ernstem Gesichtsausdruck. Herr Lößl grinste. „Na, dann viel Erfolg. Aber passt auf, ich habe heute Morgen wieder seltsame Kratzspuren an den Wänden gefunden.“ Er öffnete eine schwere Kellertür, und die vier Freunde schlichen hinein. Der Keller war düster und roch nach feuchtem Putz und alten Schulbüchern. In der Ferne knarzte etwas.

„Vielleicht ist es einfach eine Katze?“ murmelte Max leise. Doch dann stießen sie auf etwas Merkwürdiges: Ein alter Fußball, der halb in einer Wandnische steckte, auf die jemand mit Kreide ein kleines, rotes „X“ gemalt hatte.

„Hier ist doch was faul,“ flüsterte Ben. Er streckte die Hand aus, um den Ball zu berühren, doch genau in diesem Moment hörten sie Schritte hinter sich. Schnell duckten sich die Jungs hinter einen Stapel alter Stühle und hielten die Luft an. Sie sahen, wie Herr Mößler, der Sportlehrer, mit ernster Miene durch den Keller ging, ein Klemmbrett unter dem Arm. Er murmelte leise vor sich hin und blieb dann an der Wandnische stehen, in die der Fußball gesteckt war. Mit einem seltsamen Lächeln nahm er den Ball heraus und steckte ihn in seine Sporttasche.

„Was macht Herr Mößler hier?“ flüsterte Max entsetzt. „Der stiehlt doch wohl nicht den Ball?“ Die Jungs konnten es kaum glauben. Herr Mößler war der coolste Lehrer der Schule, er brachte den Schülern immer neue Tricks bei. Wieso klaute er denn jetzt plötzlich Bälle?

Plötzlich sprang Leon auf und rief: „Herr Mößler! Was machen Sie hier unten?“ Der Lehrer zuckte zusammen und drehte sich mit einem schiefen Grinsen zu ihnen um. „Oh, das… das ist nur ein Test,“ stotterte er. „Ich… äh… wollte nur prüfen, ob ihr auch aufmerksam seid.“

Doch die Jungs wussten, dass etwas nicht stimmte. Sie beschlossen, Herrn Mößler heimlich zu beobachten. In der nächsten Woche folgten sie ihm, wann immer er über den Schulhof ging. Bald stellten sie fest, dass er sich oft mit Herrn Albert und Herrn Billner traf. Sie hatten heimliche Gespräche, tauschten Zettel aus und sahen sich ständig nervös um.

Eines Tages konnte Leon es nicht mehr aushalten. „Wir müssen rausfinden, was die da planen,“ sagte er entschlossen. Die Freunde schlichen sich an den Pausenraum heran, wo die drei Lehrer sich oft trafen. Durch einen kleinen Spalt in der Tür konnten sie das Gespräch belauschen.

„Also, habt ihr alles für die große Überraschung vorbereitet?“ fragte Herr Billner leise. Herr Albert nickte. „Wir müssen nur noch das Versteck auf dem Sportplatz fertigstellen, dann können wir die Schüler wirklich überraschen.“

Überraschen? Die Jungs sahen sich verwundert an. Wovon redeten die Lehrer da? Plötzlich trat jemand auf sie zu – Herr Lößl! „Hab ich euch erwischt!“ sagte er mit einem breiten Grinsen. Doch statt sie anzuschimpfen, zwinkerte er ihnen zu. „Ihr wollt wissen, was die Lehrer hier aushecken, oder?“

Die vier nickten aufgeregt. Herr Lößl lachte. „Na gut, aber dann behaltet es für euch – sie planen ein riesiges Fußballfest für alle Klassen. Die Bälle und Sachen, die verschwunden sind, haben sie heimlich gesammelt, um sie am großen Tag zu verteilen. Und der ganze Keller voller ‘Hinweise’ war nur dazu da, um euch neugierig zu machen.“

Die Jungs konnten es kaum fassen. All das war nur ein Trick gewesen, um ihnen ein Abenteuer zu bieten! An diesem Freitag fand tatsächlich das Fußballfest statt. Die Schüler bekamen neue Bälle, es gab ein großes Turnier, und sogar Frau Söllner-Gsell versuchte sich als Schiedsrichterin – wenn auch nicht ganz so erfolgreich.

Als die Sonne unterging und die Jungs auf dem Spielfeld saßen, sahen sie zu Herrn Mößler, der ihnen zuzwinkerte. „Na, hat euch die Detektivarbeit Spaß gemacht?“ fragte er lachend. Und Leon rief: „Oh ja, Herr Mößler, aber nächstes Mal wollen wir einen echten Fall lösen!“

Alle lachten, und der Abend endete mit einem riesigen Gruppenfoto – für die mutigsten Detektive der KRS.